Johannes Saurer Architekt BSA

Neubau Wohnhaus Thun

Auftraggeber

Privat

Planung

2011 – 2012

Ausführung

2012 – 2013

Der Bauplatz liegt in unmittelbarer Seenähe. Er grenzt auf seiner Südseite an ein weites Feld mit einer Uferschutzzone und bietet einen schönen Blick auf den See und die Bergkette mit Niesen und Stockhorn. Das baufällige kleine Wohnhaus wurde abgerissen und durch ein Zweifamilienhaus ersetzt.

Das dreigeschossige Haus besteht primär aus Betondecken und einer über alle Geschosse verlaufenden Trennwand aus Sichtbeton, welche das Gebäude symmetrisch in zwei gleiche Wohnungen unterteilt. Durch Vor- und Rücksprünge der verglasten Fassade entstehen auf allen Geschossen unterschiedliche Zonen, der jeweiligen Nutzung entsprechend exponiert oder geschützt. Entlang der verglasten Fassade werden die Decken von Stahlstützen getragen.
Die knapp bemessene, an eine Schiffsreling erinnernde Auskragung stellt als vorgelagerte Balkonschicht eine optische wie auch funktionale Erweiterung der Innenräume dar und dient gleichzeitig als natürlicher Sonnenschutz. Jedes Geschoss schafft spezifische, den unterschiedlichen Bedürfnissen nach Ausblick und Rückzug entsprechenden Raumqualitäten. Das Erdgeschoss ist als grosser Wohnraum konzipiert, die verschiedenen Bereiche Eingang, Küche, Essen und Wohnen werden lediglich durch zwei Kerne gegliedert, welche die Nebenräume und das Cheminée aufnehmen. Die Treppe ins Zimmergeschoss führt zuerst in einen intimeren, Erschliessungsraum mit einer kleinen Bibliothek. Von diesem ruhigen Zentrum ausgehend können alle vier Zimmer direkt, aber auch entlang der Fassade durchschritten werden. Der Bezug zum Aussenraum ist allgegenwärtig, unterschiedliche Blickbezüge durch das ganze Geschoss und nach aussen werden durch den Wechsel von hell und dunkel intensiv erlebt. Das Attikageschoss bildet mit dem dreiseitig orientierten Atelierraum und dem grosszügigen Holzdeck den krönenden Abschluss des Raumerlebnisses und öffnet den Bewohnern einen wunderbaren Rundumblick auf den Thunersee und die Alpen.

Die verwendeten Materialien wurden roh belassen, auf Verkleidungen und Anstriche wurde weitgehend verzichtet. Die Balkonschicht wird durch ein Geländer aus Chromstahl mit einer Gitternetzfüllung gefasst. Sie verleiht dem Gebäude eine schöne Feinheit und wirkt auf unaufdringliche Weise wie eine Verzierung. Durch die gewählte Materialisierung und die handwerklich gute Ausführung sind Räume entstanden, die einerseits ohne Oberflächenveredelungen auskommen und trotzdem einen vornehmen, fertigen Eindruck vermitteln.