Johannes Saurer Architekt BSA

Erweiterung Schulhausanlage Moosmatt Luzern

Auftraggeber

Stadt Luzern

Landschaftsarchitekt

Projektwettbewerb

offen

Planung

2021

Das Moosmatt-Schulhaus, ein burgartiger Heimatstilbau mit Uhrturm, Turnhalle und baumbestandenen Pausenplatz, steht in dichtem Wohnquartier des frühen 20. Jahrhunderts an der Strassenkreuzung Moosmattstrasse – Voltastrasse und definiert den Aussenraum.
Die Moosmatt-Schule prägt den Ort und gibt ihm seine Identität. Trotz der Vielfalt an Formen und Elementen hält die einheitliche Materialisierung die winkelförmige Anlage zusammen.
Im Gegensatz zum urbanen Strassenraum wirkt der parkähnliche Grünraum wie eine Oase,
ein Stadtpark.
 
Das Projekt dépendance strickt die Figur des winkelförmigen Moosmatt-Schulhauses weiter.
Der Neubau entwickelt sich aus dem Bestand und der Lektüre des Orts. Elemente der Heimatstilarchitektur dienen als Grundlage und kommen neu interpretiert und abstrahiert zur Anwendung. Es entsteht ein Neues Ganzes. Die L-Form wird zur U-Form. Als Kontrast zur Massivität des alten Schulhauses zeigt sich der Neubau in leichtfüssiger Holzarchitektur.
Die offenen Strukturen erinnern an Künstlerateliers. Das alte Schulhaus wird in den bauzeitlichen Zustand rückgebaut. Die Patina soll erhalten, Alter und Geschichte ablesbar bleiben.
 
Als erstes geht es darum, das Raumprogramm auf die verschiedenen Bauten zu verteilen.
Mit dem Neubau ergibt sich die Möglichkeit, ebenerdige Räume anzubieten, ideal also für die Kindergärten. Die offenen Strukturen eignen sich hervorragend für Kindergarten, Werkatelier und Betreuung. Die öffentlichsten Nutzungen: Bibliothek, Aula und Musikschule, befinden sich prominent und gut auffindbar im Turmbau. Zuoberst, mit Weitsicht und direktem Ausgang auf den Dachgarten, thront die Aula. Die einfache, neutrale Gebäudestruktur kann auf betriebliche Veränderungen optimal reagieren und lässt Nutzungsänderungen und Nutzungsaustausche auch langfristig zu. Die offene Struktur erlaubt klassenübergreifende Lernformen wie auch traditionellen Unterricht im Klassenzimmer. Die noch nicht zugeordneten Schulräume finden ihren geeigneten Platz im alten Schulhaus. Es sind die Unterrichtsräume der Primarschule. Zu ihnen gesellen sich die Räume der Lehrpersonen und der Schulischen Dienste. Das Kehlgeschoss war ursprünglich nicht ausgebaut und so soll es wieder werden. Nebenräume, Lager und Technik finden im Kehlgeschoss ihren idealen Platz.
 
Der Aussenraum ist im Wesentlichen ein historischer Park mit grossen Bäumen, eine grüne Oase in dichtem Wohnquartier. Er dient auch als Quartierpark. Unser Ziel: keine versiegelten Flächen. Das Lindengeviert um das grosse Rasenfeld wird nach den alten Plänen mit den fehlenden Linden ergänzt. Um das Geviert führt ein gekiester Rundweg. Zwischen den schattenspendenden Bäumen warten Sitzbänke. Im Geviert mit den beiden Rosskastanien befindet sich der rote Platz. Er besteht aus einem sickerfähigen Ziegelsteinpflaster und ist umsäumt von Kieswegen. Einen geschützten und gut besonnten Aussenraum erhält der Kindergarten. Das Terrain wird fein modelliert. Die Blumenwiese ist bestückt mit Bäumen des angrenzenden Waldsaums. Die Kinder können ihre Fantasie und Kreativität voll entfalten, der Natur begegnen und sie erleben. Die Schulanlage bleibt durchlässig und erlaubt von allen Seiten die freie Durchquerung. Eine sorgfältige Gliederung der verschiedenen Zonen (Bewegung, Beziehung, Gestaltung, Lernen) liegt der Aussenraumgestaltung zugrunde. Der Turmbau schütz die Nachbarbauten vor Pausenlärm.
 
Der Neubau reagiert auf seine unmittelbare Umgebung. Er übernimmt Fluchten und Höhen der Nachbarbauten. Wie das alte Schulhaus besitzt auch der Neubau einen Turm, der die entstehende Figur abschliesst. Alt- und Neubau gemeinsam sind: der Sockel, die Lochfenster mit hochstehenden Fensterformaten sowie die Plastizität der Fassade, die für ein interessantes Licht- Schattenspiel sorgt. Auch die Farbigkeit des Altbaus wird «weitergestrickt». Die Fassaden des Altbaus werden bewusst nicht gestrichen. Die natürliche Patina wirkt malerisch und weist auf das Alter hin. Das Grün der Innenräume des Altbaus kommt bei den Fassaden des Neubaus zur Anwendung. Mit Vorhängen können Räume abgetrennt, Akustik abgestimmt und Einblicke nach Belieben dosieren werden. Die Atmosphäre in den Räumen wird erzeugt von interessanten Lichtstimmungen, aber auch von spannenden Sichtbezügen.