Johannes Saurer Architekt BSA

Ersatzneubau Wohnbaugenossenschaft Via Felsenau Bern

Auftraggeber

Wohnbaugenossenschaft
Via Felsenau

Visualisierung

Projektwettbewerb

selektiv

Planung

2015

Rangierung

3. Rang

Die Baumwollspinnerei Felsenau wurde 1864 erbaut. Gleichzeitig mit der Fabrik wurde auch die erste Arbeitersiedlung erstellt. Die Anlage wird heute als Schul- und Gewerbezentrum genutzt. Bau- und Nutzungsgeschichtlich stellt sie ein einmaliges Zeugnis von 100 Jahren Textilindustrie dar. Völlig einzigartig ist die Erhaltung der in unmittelbarer Nähe der Fabrik stehenden, firmeneigenen Wohnhäusern. Die Gebäudegruppe ist in hohem Mass Identifikations-Objekt dieses Quartiers. Unser Projekt greift die Qualitäten des speziellen Ortes auf und fügt dem Industriekomplex einen weiteren Baustein hinzu. Der Strassenraum wird mit einem schlichten, dreigeschossigen Bauvolumen. Der Neubau übernimmt wichtige Gestaltungselemente aus dem Bestand, wie etwa die massive Bauweise oder die regelmässig befensterten Fassaden und setzt sie neu interpretiert ein.

Der malerische Ort um die Direktorenvilla mit dem Gärtnereigebäude, der Orangerie und den geschützten Sommerlinden wird zur Mitte der Anlage. Der Neubau reagiert sensibel auf die Villa und ihre idyllische Umgebung: zum Beispiel mit der Anbindung der Hauseingänge und der Erdgeschosswohnungen an den Spinnereiweg, mit dem Einbeziehen der Umgebung, dem Platz und den Sommerlinden. Speziell aber mit dem nur 3-geschossigen Putzbau, der mit der gegenüberliegenden Direktorenvilla kommuniziert.

Die Wohnungen im Erdgeschoss liegen auf Strassenniveau. Hier befinden sich auch die beiden Hauseingänge und somit die Adresse des Hauses. Jeder Wohnung vorgelagert ist ein privater Aussenraum mit einem Kiesbelag und einem Baum. Mit einer Raumhöhe von 3.15 Meter eignen sich die Räume auch für Nutzungen wie Ateliers, Kleingewerbe, Lädeli oder Café. Die beiden Obergeschosse sind über die ganze Gebäudetiefe von 13 Meter organisiert. Sie ermöglichen ein Durchwohnen mit interessanten Sichtbezügen. Mit Raumhöhen von 2.55 Meter und tiefen Fensterbrüstungen wirken die Wohnungen aussergewöhnlich grosszügig, hell und luftig.
Die Anzahl der Fixpunkte wird auf ein Minimum reduziert, um die grösstmögliche Planungsflexibilität zu erreichen. Jede Wohnung verfügt über einen grosszügigen
privaten Aussenraum.

Dem schlichten Baukörper liegt eine gleichförmige Struktur zugrunde. Mit der Repetition und Vorfertigung von Bauteilen wie Nasszellen, Küchen oder Fenster können die Kosten tief gehalten werden. Die Detaillösungen sind robust und einfach. Der Selbstbau steht im Vordergrund.
Die Bewohner können den ganzen Innenausbau selbst ausführen und so die Kosten steuern.

Die Eigenschaften der Aussenwand aus Backstein mit Speichermasse innen und aussen tragen zu einem thermisch ausgeglichenen Raumklima bei. Das Einsteinmauerwerk kann zudem die ganze Sonnenenergie speichern. Der Lehmputz an der Innenoberfläche gleicht Feuchteschwankungen der Raumluft aus und neutralisiert Geruchsemissionen. Die massvollen Fensterflächen können individuell beschattet werden und erzielen einen optimalen
Gewinn an Sonnenenergie.